Grundgedanken
Die digitale Infrastruktur bei Objekte im Netz basiert auf dem Grundgedanken, dass alle Sammlungen der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) über ein gemeinsames Portal auf Basis gemeinsamer Eigenschaften visualisiert und recherchierbar gemacht werden sollen. Darüber hinaus soll für jede Sammlung ein eigenes Sammlungsmanagement-System geschaffen werden, das für alle Sammlungen im Kern identisch ist, gleichzeitig aber erlaubt, sammlungsspezifische Eigenheiten und Abläufe zu erfassen und abzubilden.
Alle Systeme, also Sammlungsportal und Sammlungssysteme, basieren jeweils auf der virtuellen Forschungs- und Dokumentationsumgebung WissKI, die im Zuge des Vorhabens auf die Bedürfnisse wissenschaftlicher Sammlungen angepasst wurde. Die programmiertechnischen Anpassungen sind in der aktuellen Version der Software inbegriffen.
Neben der Software WissKI bildet das auf dem Conceptual Reference Model des ICOM CIDOC (ISO 21127, CIDOC CRM) basierende Datenmodell eine weitere zentrale Komponente, die auf die Erschließung und Publikation wissenschaftlicher Sammlungen im Zuge des Projekts entwickelt wurde.
Datenmodelle und Ontologien wurden im Laufe des Projekts in Zusammenarbeit verschiedener Fachexperten des Germanischen Nationalmuseums und der Universität Erlangen-Nürnberg in einem iterativen Verfahren der Anpassung, Erprobung und Evaluierung entwickelt.
Datenmodelle und Ontologien
Gemeinsames Datenmodell: Alle Systeme, also Sammlungsportal und Fachsysteme der Sammlungen, basieren auf dem sammlungsübergreifenden, gemeinsamen Datenmodell, das jede Sammlung miteinander teilt.
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Objektdokumentation
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Inventarnummer
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Bezeichnung/Titel
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Objektart
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Beschreibung
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Anzahl Teilstücke
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Maßangaben
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Stempel/Marke
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Herstellung (Datierung, Akteur, Ort, Material, Technik)
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Inhaltliche Entstehung (Datierung, Akteur, Ort)
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Fundvorgang (Datierung, Akteur, Ort)
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Restauratorische Maßnahmen (Datierung, Akteur, Ort, Technik)
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Erwerb/Provenienz (Datierung, Akteur, Ort, Erwerbsart)
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Literaturvermerk
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Standort
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Teilsammlung
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Erhaltungszustand
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Abbildung
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Dateianhänge
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Onlinepublikation
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URL Vergleichsobjekt
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Bearbeitung (Datierung, Bearbeiter, Bearbeitungsstand)
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Neben der Objektdokumentation können Akteure, Körperschaften, Orte, Klassifikationen und Materialien zusätzlich separiert erfasst werden, wobei jeweils auch die Möglichkeit zur Anreicherung mit Normdaten inbegriffen ist (vgl. Übersicht im Demosystem). Des weiteren können Abbildungen, 3D-Modelle, Literatur und Leihvorgänge separiert erfasst und mit den Objekten entsprechend verlinkt werden.
In Ergänzung zum gemeinsamen Datenmodell wurden sog. Linkblock-Pfade entwickelt, die die Rück- und Querverbindungen zwischen den über das gemeinsame Datenmodell erfassten Angaben visualisieren und damit auch die Darstellung komplexer kontextueller Zusammenhänge ermöglichen. Dadurch können beispielsweise im Kontext der Objektansicht Objekte desselben Herstellers oder desselben Fundorts angezeigt werden. Über die Verbindung eines Objekts mit einem Leihvorgang generiert sich automatisiert eine Ausstellungshistorie.
Diese Linkblockpfade sind ebenfalls unter http://objekte-im-netz.fau.de/projekt/pathbuilder-template/common abgelegt.
Gemeinsame Ontologie: Das gemeinsame Datenmodell wurde mit der gemeinsamen Ontologie modelliert und basiert auf dem CIDOC CRM, Version 6.2.2. Die gemeinsame Ontologie ist zusätzlich papierbasiert als PDF-Datei verfügbar.
Sammlungsspezifische Datenmodelle: Aufbauend auf dem gemeinsamen Datenmodell existiert für jede Sammlung eine spezifische Erweiterung, die die Besonderheiten der Sammlung und die fachspezifischen Eigenheiten der Objekte abdeckt. Die sammlungsspezifischen Datenmodelle sind unter http://objekte-im-netz.fau.de/projekt/specific_pb_templates verfügbar. Ebenso die dazugehörigen Linkblock-Pfade.
Da die sammlungsspezifischen Datenmodelle auf dem gemeinsamen Datenmodell aufbauen, können sie nicht alleinstehend verwendet werden. Aus diesem Grund gibt es in jedem Sammlungs-WissKI (Fachsystem) zwei separate Pathbuilder für die gemeinsamen (orange) und sammlungsspezifischen (gelb) Pfade sowie jeweils dazugehörig einen Linkblock-Pathbuilder:
Sammlungsspezifische Ontologie: Die sammlungsspezifischen Ontologien bauen auf der gemeinsamen Sammlungsontologie auf und bilden die Grundlage für die jeweiligen sammlungsspezifischen Datenmodelle.
Damit gestaltet sich die Objekte im Netz Ontologie-Hierarchie wie folgt:
Entwicklung der Datenmodelle
Entwicklersystem: Das gemeinsame Datenmodell wird in einem Entwicklersystem (eine eigene WissKI-Instanz) zentral entwickelt und ausschließlich dort gepflegt. Ist also beispielsweise für alle Sammlungen ein neues Feld erforderlich, so wird dieses im Entwicklersystem im Pathbuilder “Gemeinsame Masken”, in dem das gemeinsame Datenmodell abgelegt ist, angelegt. Anschließend wird dieser Pathbuilder exportiert und in alle anderen Systeme zur dortigen Aktualisierung der Pfade importiert.
Fachsysteme: Die sammlungsspezifischen Erweiterungen hingegen werden in den jeweiligen Sammlungs-WissKIs (Fachsystemen) entwickelt und gepflegt.
Zusammenfassung
Ausgehend vom oben formulierten Grundgedanken wurde festgelegt, dass es für die Sammlungen der Universität Erlangen-Nürnberg einen gemeinsamen und einen spezifischen Sammlungskontext geben muss. Der gemeinsame Kontext wird durch das gemeinsame Datenmodell und die gemeinsame Ontologie definiert und manifestiert sich im gemeinsamen Sammlungsportal, das zur sammlungsübergreifenden Visualisierung und Recherche der in den Fachsystemen erfassten Informationen dient. Das Portal kennt lediglich das gemeinsame Datenmodell, das gemeinsame Objekteigenschaften (Inventarnummer, Bezeichnung, Objektart, Herstellung, Fund, Provenienz, usw.) und gemeinsame Abläufe (Restaurierung, Erwerb, Leihverkehr usw.) abbildet.
Pro Sammlung gibt es ein eigenes WissKI zur Erfassung, Verwaltung und Publikation der Bestände. Dort können neben den gemeinsamen Eigenschaften und Abläufen zusätzlich fachspezifische Informationen erfasst werden (z.B. Ikonographische Zuweisungen bei Objekten der Graphischen Sammlung, organologische Merkmale bei Objekten der Musikinstrumentensammlung oder erdgeschichtliche Entstehungsangaben bei Objekten der Paläontologischen und Ur- und Frühgeschichtlichen Sammlung).
Metadaten und Digitalisate werden ausschließlich in den Fachsystemen erfasst, die neben dem gemeinsamen Datenmodell über eine sammlungsspezifische Erweiterung verfügen.
Die Fachsysteme dienen der gemeinsamen und fachspezifischen Erfassung und Publikation von Daten. Diese Daten werden jeweils in einem eigenen Triplestore-Repository (GraphDB) abgespeichert.
Das Portal kann nach entsprechender Einrichtung auf die jeweiligen Repositories der Sammlungen zugreifen, um die Daten für die Anzeige im Portal abzurufen. Da das Portal nur das gemeinsame Datenmodell kennt, werden die abgefragten Informationen auch nur über die gemeinsamen Kernfelder angezeigt. Die in den Sammlungs-Systemen zusätzlich erfassten, fachspezifischen Informationen werden nur im Fachsystem und nicht im Portal angezeigt, da sie über das sammlungsspezifische Datenmodell erfasst wurden.
Das Portal dient in erster Linie als Schaufenster der Sammlungen der Universität Erlangen-Nürnberg und ermöglicht eine grundlegende, sammlungsübergreifende Recherche.
Der interessierte Besucher wird im Portal ausgehend vom Objekteintrag über einen Permalink in das jeweilige Sammlungssystem geleitet, wo eine tiefergehenden Recherche möglich ist. Der Permalink eines Objekts im Sammlungsportal ist unter “Ausführlichere Informationen unter” angegeben:
Ein Objekt aus der Ur- und Frühgeschichtlichen Sammlung im Sammlungsportal
Dasselbe Objekt aus der Ur- und Frühgeschichtlichen Sammlung im Fachsystem